Galenus – Gastprofessur im Zeichen der Nanomedizin (2015)
Die diesjährige 9. Galenus -Gastprofessur fand vom 13. April bis zum 3. Mai 2015 am Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Graz statt. Die Gastgeber, Institutsleiter Prof. Andreas Zimmer und Prof. Eva Roblegg begrüßten als Gast den seit 2005 an der Universität Genf (Section des Sciences Pharmaceutiques) forschenden und lehrenden Pharmazeuten Prof. Gerrit Borchard, der in seiner wissenschaftlichen Laufbahn sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden und den USA bereits tätig war.
Seinen Aufenthalt als Gastprofessor in Graz nutzte Borchard dazu, Vorlesungen sowie Seminare zu halten und zusammen mit den Grazer Technologen gemeinsame zukünftige Projekte auf den Weg zu bringen.
Einen Einblick in seine aktuellen Forschungsgebiete gewährte Borchard mit einem spannenden Vortrag über das Thema „Nanomedicines – the Devil is in the Details“, den er am 23. April 2015 am Institut für Pharmazeutische Technologie hielt. Seine zahlreichen Zuhörer entführte er in die Welt der Nanomedizin, wo winzige (1 bis 100 Nanometer) Trägerstrukturen Wirkstoffe an genau definierte Zielorte (Drug Targeting) im Organismus bringen sollen, um dort bei maximaler Effizienz zugleich die Nebenwirkungen zu minimieren. Diese nano-skaligen Medikamente sind nicht mehr Zukunftsmusik , sondern mit Präparaten, wie der liposomalen Doxorubicin-Formulierung (DOXIL) oder dem kürzlich zugelassenen ABRAXANE (an Nanopartikel- albumingebundenes Paclitaxel), beide Präparate für die Chemotherapie zugelassen, bereits auf dem Markt und das, obwohl man sich zu den Nebenwirkungen der „Nano-Taxis“ für Wirkstoffe noch lange nicht im Klaren ist. Die Zulassung dieser Präparate berücksichtige , wie Borchard erklärte, oftmals nicht die speziellen Eigenschaften dieser Arzneimittel, die auf ihre nano-skaligen Strukturelemente zurückzuführen sind. Wenngleich ihre große Oberfläche bei minimalem Volumen den zielgerichteten Transport des Wirkstoffs garantiert, so muss man nach heutigem Wissensstand konstatieren, dass die Beurteilung der Arzneimittelsicherheit nano-skaliger Medikamente noch viele Unsicherheiten birgt, in deren Zentrum die Beantwortung der Frage steht, welche Bedeutung die Interaktionen des Immunsystems im Organismus mit der großen Oberfläche dieser nanopartikulären Systeme haben.
An diesem Punkt, so forderte Prof. Borchard, muss eine unabhängige Risikoforschung einsetzen und Klarheit bringen, ob die Therapie mit nano-skaligen Medikamenten wirklich die in sie gesetzten großen Hoffnungen rechtfertigt.