Doppelte Vergabe des Galenus Technologie-Preises

In Anwesenheit zahlreicher Gäste aus dem In-und Ausland verlieh die Galenus-Privatstiftung am 15.November 2007 im Wiener Palais Liechtenstein den Galenus Technologie-Preis 2007, der in diesem Jahr an zwei junge Wissenschaftler aus der Bundesrepublik Deutschland ging.
Dr. Stephan Reichl (Institut für Pharmazeutische Technologie, TU Braunschweig) erhielt die Auszeichnung für seine Arbeit zum Thema "Das humane Cornea-Konstrukt als In-Vitro-Modell der transcornealen Absorption",  Dr. Carsten Rudolph (Institut für Pharmazeutische Technologie und Biotechnologie, FU Berlin) wurde für seine Arbeit über die „Magnetgesteuerte Aerosolapplikation in die Lunge“ geehrt.

In seiner Laudatio stellte Professor Dr. Bernhard C. Lippold, wissenschaftlicher Beirat der Stiftung und Gutachter für die Preisvergabe, die diesjährigen Preisträger und ihre Arbeiten vor. Nach seinem Pharmazie- studium an der TU Braunschweig und der Approbation als Apotheker (1998) beschäftigte sich Dr.Reichl bereits anlässlich seiner Promotions- arbeit mit dem Tissue Engineering von biologischen Permeationsbarrieren, zu denen auch die Kornea am menschlichen Auge zählt. Es gelang ihm, ein organotypisches humanes Cornea-Konstrukt zu entwickeln, das sich als In-Vitro-Modell bei Permeationsversuchen für verschiedene in der Augen- heilkunde eingesetzte Wirkstoffe, wie beispielsweise Pilocarpin,Bufunolol und Hydrocortison eignet.Die Forschungsergebnisse zeigten eindrucksvoll, dass das humane Cornea-Konstrukt  die Verwendung von tierischen Hornhäuten oder menschlicher Spenderkornea im Arzneimitteltest ersetzen kann. Darüber hinaus lässt sich am Cornea-Konstrukt auch die Meta- bolisierung  von Wirkstoffen durch die zelluläre Esteraseaktivität bei der transcornealen Passage nachahmen, ein besonders wichtiges Forschungs- ergebnis in Hinblick auf die Tatsache, dass zahlreiche ophthalmologische  Wirkstoffe (z.B. Prostaglandin-Derivate,Corticoid-und Aciclovir-Ester) zur Erzielung einer höheren Permeation oder aus Gründen der Stabilität des Wirkstoffs als Ester-Prodrugs eingesetzt werden.
Mit der Präsentation der zweiten preisgekrönten Arbeit kehrte Prof. Lippold in seiner Laudatio  wieder zur klassischen Pharmazeutischen Technologie zurück, in deren Mittelpunkt die Herstellung neuer sowie die Verbesserung bereits bekannter Arzneiformen steht, mit der sich Dr. Carsten Rudolph, der zweite Preisträger dieses Jahres, beschäftigt hat. Dr. Rudolph absolvierte sein Studium der Pharmazie an der Philipps-Universität Marburg,wechselte nach der Approbation (1998) an die Freie Universität Berlin,wo er promoviert wurde und sich derzeit habilitiert. In seiner prämierten Arbeit widmet er sich der pharmazeutisch-technologischen Verbesserung von Aerosolen, die für die Therapie von Atemwegs- erkrankungen (Asthma, Atemwegsinfektionen, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Lungenkrebs) unverzichtbar sind. Durch mehrere physikalische Faktoren (Impaktion, Sedimentation und Diffusion der Partikel) bedingt, kann der Wirkstoff im Aerosol der herkömmlichen Art  nicht zielgerichtet appliziert werden.Dies gelingt erst, wenn Aerosol- tröpfchen in einer Größe von 3,5 mcm mit supraparamagnetischen Eisenoxidnanopartikeln, den sogenannten Spions, beladen werden, um auf diese Weise Magnetosole zu erhalten (2930 Spions pro Tröpfchen) , die nach Inhalation mittels eines äußeren Magnetfelds genau in die erkrankte Lungenregion gelenkt werden können. Mit dem Einsatz von Magnetosolen in der Therapie von Atemwegserkrankungen ergeben sich jetzt faszinierende neue Wege einer zielgerichteten Wirkstoffapplikation, die im Tierversuch an Mäusen und Schweinen bereits eindeutig nachgewiesen wurde.
Professor Lippold schloss seine Laudatio mit der Feststellung, dass beide Preisträger dieses Jahres mit ihren Forschungsarbeiten zukunftsträchtige Ansätze für eine sichere und effiziente Arzneimitteltherapie gefunden haben und diese weiter verfolgen werden. Auf die weiteren Forschungsergebnisse dürfen wir gespannt sein.