Willkommen zur Galeniade 2006

Auf Initiative und Einladung der Galenus-Privatstiftung trafen sich vom 30. Juni bis 2.Juli in Wien Habilitanden im Fach Pharmazeutische Technologie aus Österreich und Deutschland zusammen mit Gästen aus den USA, Frankreich und der Türkei, um ihre Erfahrungen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und Möglichkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit auszuloten.
Ehrengast der Galeniade 2006 war Professor Dr. Hartmut Derendorf, Leiter des Departments of Pharmaceutics  der University of Florida in Gainesville, USA. Im Rahmen dieser Veranstaltung hielt er am Wiener Department für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie (Leiter Prof. Dr. Helmut Viernstein) einen vielbeachteten Vortrag zum Thema „Der Einsatz von Pharmakokinetik und Pharmakodynamik zur Optimierung der inhalativen Asthmatherapie“.

Asthma bronchiale ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine bronchiale Hyperreagibilität , verbunden mit einer variablen Atemwegsobstruktion, charakterisiert ist. Weltweit, so betonte Derendorf, sind  100 bis 150 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen, circa 180 000 Menschen sterben jährlich an ihren Folgen. Inhalative Steroide stellen heute die Basis der Langzeittherapie des Asthma bronchiale dar. Ihre Anwendung führt zu einer Verbesserung der Symptomatik der Lungenfunktion. Gleichzeitig kann der Verbrauch an beta-2-Sympathikomimetika  entscheidend vermindert werden. Systemische  Nebenwirkungen und die Inzidenz oropharyngealer Unverträglichkeiten, wie Heiserkeit, Mundsoor und  Pharyngitis, sind  bis heute negative Begleiterscheinungen der inhalativen Asthmatherapie geblieben . Hier setzt, wie der Referent betonte, die Suche nach neuartigen inhalativen Glukokortikoiden an. Seit Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts steht dabei das Glukokortikoid Ciclesonid im Fokus der Forschung. Ciclesonid weist eine geringe Bindungsaffinität zu Glukokortikoidrezeptoren auf. In therapeutischen Dosen nimmt es praktisch keinen Einfluß auf den endogenen Kortisolspiegel und dessen circadianen Rhythmus. Nach Inhalation erfolgt erst in der Lunge durch Esterasen die enzymatischen Umwandlung des Ciclesonid  in den aktiven Metaboliten DES-Ciclesonid, der eine starke anti-inflammatorische Wirkung entfaltet (On-site-Aktivierung). Durch diese Aktivierung vor Ort  können die oropharyngealen Nebenwirkungen weitgehend vermieden werden. Ciclesonid  erreicht bei Einsatz optimaler Inhalatoren mit 52 % eine hohe Lungendeposition, wobei in der Lunge eine gleichmäßige Verteilung auf alle Areale erzielt wird. Die einmal tägliche Gabe reicht aus, um gute therapeutische Ergebnisse bei der Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Asthma zu erreichen. Als Grund dafür, so erklärte Derendorf, wird vermutet, dass der aktive Metabolit DES-Ciclesonid  mit den Fettsäuren des Lungengewebes reversible Konjugate bildet. Derzeit laufen die Forschungen in seinem Institut, um mehr über diese intrapulmonale Depotbildung zu erfahren. Ciclesonid ist als Lösungsaerosol (Treibgas Norfluran) in Deutschland seit Jänner 2005  unter dem Namen ALVESCO im Handel, die Zulassung in den USA steht kurz bevor. Zum Abschluss seines Vortrags resümierte Derendorf, dass die pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften des Ciclesonids seinen Einsatz in der Langzeittherapie von leichtem und mittelschwerem Asthma bronchiale als therapeutischen Fortschritt erscheinen lassen. Das Auditorium dankte Herrn Professor Derendorf für seinen Vortrag und zeigte im anschließenden Kolloquium, souverän moderiert  von Herrn Professor Bernhard Lippold, sein Interesse an weiteren Details der Forschungsarbeiten  und stellte Fragen aus der Apothekenpraxis zur inhalativen Asthmatherapie.

Die Vortragsmatinee mit Herrn Professor Derendorf war der wissenschaftliche Höhepunkt der Galeniade 2006, deren Durchführung von der Oberbank Salzburg AG finanziell unterstützt  wurde.